Meistens werden Tagträume abgewertet. Das machen Kinder, die sich in andere Welten katapultieren und es sich so schön machen. Oder Jugendliche pflegen ihre Tagträume von einer besseren Welt und einer grandiosen Zukunft. Tagträume sind Schall und Rauch, Ausdruck nicht gelebten Lebens. So kann man es hören. Doch das ist zu kurz gedacht und wird dem Phänomen nicht gerecht. Natürlich können Tagträume das alles auch sein, aber sie können noch etwas ganz anderes sein. Sie können nämlich nach dem Philosophen Ernst Bloch das „Noch-nicht-Bewusste“ sein, das, was vorsichtig an unsere Bewusstseinstür anklopft um wahrgenommen und ins Leben genommen zu werden. Während Nachtträume meistens sich auf Unbewusstes aus der Vergangenheit beziehen, beziehen sich Tagträume auf Inhalte, die noch gar nicht bewusst geworden sind aus der Zukunft. Und so müssen wir Tagträume genauso symbolisch lesen, wie wir es mit Nachtträumen tun. Allerdings geht es nicht um unbewusste Konflikte, sondern um die Möglichkeiten unseres Lebens, das, was sich noch in uns verwirklichen möchte. Und darauf machen uns Tagträume aufmerksam. Es wird Zeit, dass wir uns mit ihnen beschäftigen.